württembergische und badische Schmalspurmodelle in Spur 0e

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Württemberg

Ts3 Nr. 9 - DRG 99 121

Schmalspurlokomotive - 1000 mm Spur

Borsig Berlin Nr. 4873       Baujahr 1903


 

Das Vorbild


Die Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) bestellte für ihre neue 1000 mm Schmalspurstrecke Amstetten – Laichingen vier dreiachsige Dampflokomotiven bei der Firma Borsig in Berlin. Da sich bei Betriebsaufnahme zeigte, daß nur 3 Maschinen erforderlich sind, konnte man die vierte Maschine (WEG 4s) an die Königlich Württembergische Staatseisenbahn (KWStE) weitervermitteln.


1903 wurde die Maschine direkt an die KwStE ausgeliefert und als Ts3 Nr. 9 auf der 1000 mm Schmalspurstrecke Nagold – Altensteig in Dienst gestellt. Abweichend von den WEG Lokomotiven besaß die KWStE Lokomotive bei Auslieferung eine Triebwerksverkleidung, die später abgebaut wurde.


Die Lokomotive wurde bei Gründung der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DRG) mit der Nummer 99 121 bezeichnet. Bis 1927 war sie beim Altensteigerle im Dienst und wurde durch den Einsatz der schweren Fünfkuppler Ts5 abgelöst. Sie wurde 1928 verschrottet.



Das MINEX-Modell


Bei vielen Modellbahnern schlummert die MINEX Dampflokomotive im Regal. Eigentlich weiß man nicht richtig, was man damit anfangen soll. Ist es ein Märklin Sammlerstück? Ist es eine Spielzeugeisenbahn für die Enkel? Kann man das Modell auf einer Modellbahnanlage einsetzen? Diese Ungewissheit hält bis heute a. Ganz selten ist das Modell auf einer Ausstellungsanlage zu sehen.


Vor dem Ebay-Zeitalter wurde das Modell relativ teuer auf Tauschbörsen angeboten. Anfang des Jahrtausends sanken die Preise drastisch. Schmalspurbahner kamen auf den Geschmack und kauften die angebotenen Modelle, was wieder zu einem Anstieg der Preise für sehr gut erhaltene Exemplare führte.


Es wurde jedoch schnell klar, daß der Einsatz auf den Modulanlagen nicht ohne weiteres möglich ist. Märklin hatte seine MINEX Modelle, der Hausphilosophie folgend, als Modelle mit Dreileiter-Wechselspannung und Märklin typischen Konstruktionsdetails der 1970er Jahre entwickelt:


schwerer Gußrahmen mit integriertem Anker-Motor

Räder aus dem H0 Programm, nicht isoliert, teilweise mit angegossenen Zahnrädern

Kunststoffgehäuse mit angegossenen Details (Leitungen, Lampen, Luftpumpe, Luftkessel etc.)

nicht maßstäblich


In Zeitschriften und im Internet gibt es wenige Berichte, die sich mit dem Umbau dieses Modells befassen. Leider bleiben diese fast immer auf halbem Wege stehen. Zur Aufrüstung des Gehäuses findet man nichts. Das Problem ist offenkundig:


der Umbau des MINEX Fahrgestells auf das bei Spur 0e/0m Modellbahnern übliche Zweileitersystem ist enorm aufwendig und kann dann doch nicht 100 prozentig überzeugen

die Aufrüstung des Gehäuses mit freistehenden Details ist problematisch. Durch das Abtragen der angegossenen Details entstehen sehr große Fehlstellen am Gehäuse.



Eine Idee


Bei Ausstellungen und Werkstatt-Treffen wurde immer wieder diskutiert, was aus der MINEX Dampflokomotive gemacht werden kann. So entstand die Idee, dem Modell ein zweites Leben im 21. Jahrhundert zu gebe. Ein neues Fahrgestell soll entwickelt werden. Eine neue Steuerung soll die gestanzten Märklin-Teile ersetzen. Das originale Gehäuse soll im Grunde erhalten bleiben und nur soweit vertretbar abgerüstet werden. Wie weit dies machbar ist und was dabei herauskommt, muß ausprobiert werden.


Ich wagte mich an den Umbau des Gehäuses und klärte, welche neuen Details aus meinem eigenen Messinggußteile-Programm kommen können oder welche Teile von anderen Modellbauern/Anbietern zu bekommen sind. Das Fahrwerk und die Steuerung waren bereits bei anderen Modellbauern in Arbeit. In den jeweiligen Abschnitten werde ich darauf eingehen.


Der Bericht soll zeigen, was mit ein wenig Geduld, etwas Aufwand und natürlich nicht für umsonst aus einem über 40 Jahre alten Modell entstehen kann.



Die Abrüstung


In der ersten Bauphase wurde das Gehäuse der MINEX Lokomotive abgerüstet. Natürlich kann man alles auch ganz anders machen, bis hin zu einem neuen Kessel aus Messingrohr. Von MINEX bliebe dann nur das Führerhaus (FH) übrig - eigentlich könnte dieses auch noch neu geätzt werden. Dann ist es jedoch kein MINEX Umbau mehr.


Zunächst wurden alle angegossenen Details vom Kessel und vom FH mit Stichel, Skalpell und 320 Schmirgelpapier entfernt. Zum Schluß wurde mit dem Glasfaserradierer die Oberfläche geglättet.


Zusätzlich kam noch die Proxxon Bohr- Fräseinheit mit Kreuztisch und Fräsmotor zum Einsatz. Das Kunststoffgehäuse wurde dabei in den Schraubstock eingespannt und mit einem 3 mm Fräser konnte der Kessel freigestellt werden. Mit einem Segment aus einem 25 mm Kunststoffrohr wurde der Kessel an der Unterseite geschlossen.


Parallel zum Abtragen der angegossenen Teile wurden die ersten Ergänzungen aus Polystyrol eingeklebt. Dabei hat sich der flüssige „Pattex Spezial Modellbau“ bewährt. Zum Verfüllen und Anpassen der eingeklebten Polystyrol-Platten kam der allseits bekannte „Stabilit Express“ zum Einsatz.


Die beiden Luftkessel vor den Kohlekästen habe ich nicht abgetrennt, da der Aufwand zu groß gewesen wäre.


Als letzte Arbeit stand noch das Trennen der FH Vorderwand vom Dach an. Diese Elemente sind als ein Teil gegossen. Das neue Dach wird später aus Messingblech und Profilen neu hergestellt und aufgerüstet.


Auch das Innere des FH muß vorbereitet werden. Da der Stehkessel an einem Stück mit dem Gehäuse gegossen ist, wird die Bestückung des Stehkessels später auf einer separaten Platte vorgenommen, die nach der Lackierung vor den Stehkessel geklebt wird.


Der Neuaufbau des Modells erfolgt in Baugruppen:



Fahrgestell


Für den Umbau meiner MINEX Dampflokomotive zu einer württ. Ts3 / DRG 99 121 verwende ich das FG von Ulf Haußen. Um dieses im Erscheinungsbild noch etwas zu verfeinern und an meine anderen Änderungen anzupassen wurde eine kleine Messingplatine hergestellt. Für das FG wurde dabei eine Aufdoppelung des Rahmens im Bereich der Zylinder sowie neue Pufferbohlen vorne und hinten vorgesehen. Damit konnten auch die Halterungen für die hinteren Lampen neu gestaltet werden. Alle Bleche wurden mit dem Messing-FG verlötet.


Als weiteres haben Peter Herrmann und ich gehirnt, wie die HENKE-Räder des Haußen-Fahrgestells an das Vorbild angepasst werden können. Das Ergebnis ist ein feiner Frästeilesatz. Die Segmente werden auf die Speichen der Räder aufgesteckt. Der Gesamteindruck der Räder ist nun stimmig.


Die Aufstiegsleitern zum FH wurden ebenfalls als Frästeile neu hergestellt. Sie sind so konstruiert, daß sie an das neue FG von unten an den Boden des Werkzeugkastens angelötet werden.


Die dem FG beiliegenden Zylinder (modifizierter Abguß der MINEX Zylinder, der von HENKE angeboten wird) mußten überarbeitet werden. Die Deckel wurden abgefräßt und durch vorbildgerechte Frästeile aus Messing ersetzt.


Als letzte Ergänzung wurden die Wassereinfüllstutzen rechts und links am FG (der Wasserkasten befindet sich beim Vorbild im Rahmen) aus zurechtgefeilten Kunststoffteilen mit einer Messingklappe hergestellt und auf das FG geklebt.



Gehäuse


Zunächst wurden die Fehlstellen am Kunststoffgehäuse ergänzt, die durch das Abrüsten entstanden sind. Der Kessel wurde am Boden mit einem Rohrsegment ergänzt. Die anderen Öffnungen wurden zum Teil mit Kunststoffplättchen oder mit Stabilit Express geschlossen.


Da mein Modell einen freien Kesseldurchblick bekommen hat, entstand ein direkter Einblick auf das neue FG. Beim Vorbild ist die Fläche über dem FG natürlich geschlossen, da sich darunter der Wasserkasten im Rahmen befindet. Eine Messingplatte (Frästeil) wurde von unten exakt in das Kunststoffgehäuse eingepaßt.


Der neu hergestellte Luftkessel, das Ventil unter dem FH (Lokführerseite) und die Luftleitungen sind ebenfalls Messingteile. Sie wurden nicht am FG angelötet, sondern an der neuen Messingplatte des Gehäuses. Dies vereinfacht bei der Lackierung die Trennung zwischen Rot und Schwarz.


Nun konnten alle Anbauteile am Gehäuse Schritt für Schritt angebracht werden. Der Fuß für die Glocke wurde als Einzelstück hergestellt. Die Griffstangen und Leitungen wurden entsprechend den Originalfotos angebracht.


Auch die Ausstattung des FH wurde ergänzt. Die Führerstandseinrichtung wird auf einer Bodenplatte und einer schräg angelöteten Stehkesselrückwand aus Messingblech aufgebaut. Nach der Lackierung und farblichen Behandlung kann die gesamte Einheit von oben in das FH eingesetzt und am Gehäuse angeschraubt werden.


Das Dach wurde aus Messingblech gebogen und bekam an den Traufkanten jeweils eine Regenleiste sowie vier Dachhaken.


Zuletzt noch die Vorarbeiten für die Beschriftung. Für die württ. Ts3 wurde ein Beschriftungssatz aus Naßschiebebildern hergestellt. Auf das noch nicht lackierte Gehäuse wurden 0,15 mm Plastikplättchen in entsprechender Größe aufgeklebt. Dies hat den Vorteil, daß sie gleich mit dem Gehäuse lackiert werden und nach der Lackierung nicht mehr mit Klebstoff hantiert werden muß.



Steuerung


Passend zum FG von Ulf Haußen hat Karl Heinz Riefer eine neue Steuerung konstruiert. Vorne weg – diese Steuerung ist sehr ambitioniert und eigentlich für Modellbauer mit Erfahrung gedacht. Ausdrücklich: Dies ist keine Kritik! Ich möchte nur Enttäuschungen vermeiden.


Wer mich kennt weiß, daß ich immer eine individuelle Note anbringen möchte. Deshalb wurden an einigen Stellen Änderungen vorgenommen.


Letztlich mußte noch die Ölschmierpumpe mit der Steuerung verbunden werden. Eigenbau ist angesagt, dazu wurden kleine Teilchen gefertigt.


Insgesamt eine sehr schöne Steuerung, die sich vorbildgerecht bewegt! Für die Montage Zeit muß man sich viel Zeit lassen und die Ruhe bewahren. Mein Zeitaufwand für die Steuerung mit allen Änderungen war ca. 20 Stunden.



Gewicht, Einfahren


Schon beim Bau meiner württ. Tssd von HENKE hatte ich festgestellt, daß die Radsätze sehr niedrige Spurkränze haben.


Wichtig ist, daß eine ausgewogene Achslastverteilung zwischen der starr gelagerten dritten Achse und der pendelnden ersten Achse hergestellt wird. Dies muß mit den Gewichen in den beiden Kohlekästen und Gewicht in der Rauchkammer bzw. im Boden des Zylinderblocks austariert werden.



letzter Akt


Die Lackierung erfolgte in der Farbgebung der Epoche II in schwarz und rot. Die Naßschiebefolien mit der Beschriftung wurden mit einer zweiten unbedruckten Folie überdeckt, erst dann wurde der Klarlack aufgetragen. Dies schützt die Beschriftung sehr sicher vor Beschädigung und Abrieb.


Das Modell ist nun fertig und hat seine ersten Probefahrten hervorragend bestanden. Auf den Fotos ist das Modell noch mit einer Zeunert-Kupplung zu sehen. Zwischenzeitlichlich habe ich das Modell mit meiner eigenen württ. Messing-Kupplung mit dem RAST-Bügel versehen (siehe Kupplungen).


Noch zwei interessante Informationen zu meinem Umbau. Ich schätze, daß der finanzielle Aufwand für den Umbau insgesamt 500 Euro betragen hat. Nicht eingerechnet sind die Kosten für das MINEX Original und natürlich auch keine Arbeitszeiten. Die Kosten können noch größer werden, wenn bei der Digitalisierung ein Sounddecoder eingebaut oder ein Ätzschildersatz verwendet wird. Der zeitliche Aufwand wurde nicht konkret erfaßt. Auch hierzu kann ich nur eine Schätzung abgeben. Im Dezember 2016 habe ich mit dem Projekt begonnen. Jetzt Mitte Juli 2017 ist das Modell fertig. In sieben Monaten mit durchschnittlich jeweils 15 bis 20 Stunden schätze ich insgesamt 120 bis 150 Stunden …. vielleicht auch ein paar mehr.


Das wichtigste ist, daß bei diesem Aufwand die Arbeit Spaß macht. Dies trifft für mich beim Umbau der MINEX Dampflokomotive zu, der Spaßfaktor hatte hier die höchste Stufe erreicht.