württembergische und badische Schmalspurmodelle in Spur 0e

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Württemberg

Gedeckter Güterwagen - 750 mm Spur

Eßlingen 1910



Das Vorbild


Die geschlossenen Güterwagen der Königlich württembergischen Staatseisenbahn (später der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft) wurden zwischen 1894 und1923 von der Maschinenfabrik Eßlingen hergestellt. In der neueren Literatur wird von zwei verschiedenen Bauarten gesprochen: den leichten Wagen der ersten Bauserie und den schweren Wagen der zweiten Bauserie ab 1911. Von diesen gab es von der DRG 1923 noch Nachbestellungen.


Meine neuesten Erkenntnisse sind, dass sich die Wagen der zweiten Bauserien von 1911 und  von 1923 nochmals in Konstruktionsdetails unterscheiden.


Die Wagen der Bauserie 1 ab 1894 hatten die Nummern 161 bis 168. Sie waren etwas leichter gebaut. Es wurden sowohl beim Fahrwerk, als auch beim Wagenkasten kleinere Eisenprofile verwendet. Die Langträger waren aus U-Profilen 180 x 70 mm hergestellt. Die Wagen der ersten Bauserie werden im „Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn, II. Schmalspurfahrzeuge, Ausgabe 1927“ unter den G Wagen für 750mm als 3 achsiger Wagen (Stuttgart) mit 10 t Ladegewicht, 6,6 t Eigengewicht und mit 5 Lagen Blattfedern aufgeführt.


Die Wagen der Bauserie 2a ab 1911 hatten die Nummern 469 bis Nr. 476. Sie wurden mit stärkeren Profilen ausgestattet. Der Langträger hatte immer noch die Abmessung von 180 x 70 mm. Das Ladegewicht betrug bei Auslieferung 10 t, das  Eigengewicht 6,95 t und sie hatten 6 Lagen Blattfedern (äußere Achsen). Dies leite ich von dem neu aufgebauten PwPosti 0 144 der Öchsle Museumsbahn ab. Dieser ist ein Umbau aus dem Güterwagen Gsm 475).


Die Wagen der Bauserie 2b aus dem Jahr 1923 hatten die Nummern 477 bis 483. Die Langträger bestanden aus U-Profilen mit der Abmessung 220 x 80 mm. Das Ladegewicht betrug 15 t, das Eigengewicht ist auf den Werksfotos nicht angegeben. Die Federung besteht aus 7 Lagen Blattfedern.


Die weiteren wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Bauserien eins und zwei sind gut erkennbar. Die Wagen der ersten Bauserie haben gekuppelte Lenkachsen, das heißt der Schemel der Mittelachse ist über Lenkstangen mit den Außenachsen verbunden. Damit stellt sich in Kurven bei Seitenverschiebung der Mittelachse die Geometrie der äußeren Achsstellung ein. Diese Wagen haben unter dem großen Längsträger kein Sprengwerk. Die Mittelachse ist nicht gebremst.


Die Wagen der Bauserien 2a und 2b haben freie Lenkachsen (Vereinslenkachsen) und zur Erhöhung der Tragfähigkeit unter den Längsträgern des Fahrgestells ein Sprengwerk. Die Mittelachse ist gebremst.


Ein weiterer Unterschied ist bei den Seitenwänden zu erkennen. Auf Fotos der Jahrhundertwende hatten die Wagen der ersten Bauserie auf jeder Wagenseite 2 gleich große quadratische Lüftungsöffnungen mit Gitter und einem innen liegenden Laden (jeweils im äußeren Feld). Die beiden oberen Ecken der Öffnungen waren abgerundet. Eine entsprechende Zeichnung befindet sich im „Verzeichnis der Schmalspur-Betriebsmittel der Direktion Stuttgart“ . Es ist nicht belegt, ob alle Wagen der ersten Bauserie so ausgerüstet waren oder ob bereits bei den späteren Lieferungen die Öffnungen geändert wurden. Auf einem der wenigen Fotos der 1930er Jahre sind Wagen der ersten Bauserie zu sehen, die bereits die eckigen Öffnungen (linkes Feld) bzw. die geschlossene rechteckige Klappe (rechtes Feld) hatten.


Die Wagen der Bauserien 2a und 2b hatten je Wagenseite links eine quadratische Lüftungsöffnung mit Gitter und innerem Schiebeladen und rechts eine rechteckige Öffnung nur mit einer Klappe. Auch hierzu befindet sich eine Zeichnung im „Verzeichnis der Schmalspur-Betriebsmittel der Direktion Stuttgart“ .


Die Wagen der Bauserie 2a und 2b sind jedoch im „Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn, II. Schmalspurfahrzeuge, Ausgabe 1927“ nicht aufgeführt, obwohl sie bereits im Bestand der Reichsbahn waren.


Bemerkenswert ist, dass zumindest in den Betriebsjahren bei der Deutschen Bundesbahn die Wagen beider Bauserien mit 15 t Ladegewicht ausgewiesen waren. Wann das Ladegewicht für alle G Wagen höher gestuft wurde, ist mir nicht bekannt.


Bei verschiedenen Wagen wurden die Lüftungsöffnungen mit den Gittern ab den 1930er Jahren  durch feststehende Metall-Jalousien aus vier Z-Profilen ersetzt.


Zur Länderbahnzeit fuhren die Wagen noch mit einem Bremsersitz. Ein Werksfoto mit einer DRG Beschriftung von 1923 zeigt noch einen Wagen der Bauserie 2b mit Bremsersitz. Ob oder wie lange die Sitze bei der DRG vorhanden waren ist nicht belegt.


Die G Wagen waren mit ungefederten Mittelpufferkupplungen mit großen runden Puffertellern ausgerüstet. Bei genauer Betrachtung der Fotos sind noch weitere kleine Detailänderungen erkennbar.


Eine wesentliche Änderung bei allen G Wagen gab es  wohl ab den 1940er Jahren. Die Stoffbespannung der Dächer wurde bei fälligen Revisionen abgenommen und durch eine Deckung mit gefalzten Blechen ersetzt.


Einige der Wagen wurden zu Beginn der 1950er Jahre von der Deutschen Bundesbahn im AW Bad Cannstatt zu Pufferwagen umgebaut. Dadurch änderte sich das Eigengewicht der Wagen, teilweise wurde auch das Ladegewicht geändert.


Herzlichen danken möchte ich Gerald Gunzenhäuser, der drei Fotos aus den 1960er Jahren aus seiner Fotosammlung zur Verfügung gestellt hat und Börries Burkhardt, der das Foto des Wagens Nr.153 aus seiner Sammlung beisteuerte.



Das Modell


Vorbild für dieses Modell ist der geschlossene Güterwagen Nr. 478 aus der Bauserie 2b ab 1923. Zu diesem Wagen gibt es zwei sehr gute Werksfotos von 1928 auf denen Details und die Reichsbahn-Beschriftung gut zu erkennen sind. Auf den Fotos hat der Wagen noch einen Bremsersitz, den ich nicht nachgebildet habe. Es ist nicht gesichert nachgewiesen, daß dieser Sitz in der Zeit um 1930 noch vorhanden war.


Im Abschnitt Projekt Projekt 2014/2015  wird die Entwicklung und Konstruktion der württembergischen Schmalspurmodelle ausführlich beschrieben. Im Folgenden möchte ich etwas näher auf den Modellbau eingehen.


Der Bausatz besteht aus den geätzten Messingblechen für Wände, Innenboden und Boden für das Fahrgestell, dem gebogenen Dach, 20 Messing Gußästen mit einer Vielzahl von Einzelteilen, diversen Messingprofilen und Drähten, den Achsen, Naßschiebern mit einer Beschriftung und diversen Kleinteilen. Die Bausätze sind in Baugruppen entwickelt, die es einfach machen, das Modell zusammenzubauen und zu lackieren.


Das Fahrgestell


Zuerst wurde die aufwendige Baugruppe des Fahrgestells gelötet. Auf dem Bodenblech des Fahrgestells sind die Bohrungen für die Gußteile der Radlagerbleche und Ätzungen zur Positionierung der Langträger angebracht. In die Langträger wurden geätzte Blechstreifen mit angedeuteten Niete eingelötet. Die Detailierung ist konsequent durchgeführt und bildet alle Bauteile des Originals ab. Die Bremsanlage und der für die württembergischen Güterwagen typische Schemel der Mittelachse sind exakt nachgebildet. An allen Gußteilen sind entweder Passungen oder Bohrungen angebracht oder zumindest Körnungen für Bohrungen vorgesehen, damit das Zusammenfügen paßgenau erfolgen kann. Das Bremsgestänge und die Drähte für die Luft-, Heiz- und Elektroleitungen wurden in die gebohrten Messinggußteile eingelötet. Am Fahrgestell sind auch die Bremsschläuche und Heizkupplungen angelötet.


Bei der Mittelachse wurde ein modellbahnerischer Kompromiß erforderlich. Der beim Vorbild seitlich verschiebbare Schemel ist fest eingelötet. Dafür ist die Mittelachse mit einer Hohlachse versehen, die sich bei einer Kurvenfahrt seitlich verschiebt. Um elektrische Kurzschlüsse zu vermeiden, sind die Hängeeisen mit den Bremsbacken entsprechend nach außen versetzt.


Die Baugruppe Fahrgestell ist so aufgebaut, daß zum Lackieren die Achsen herausgenommen werden konnten und nichts abgeklebt werden mußte.


Der Wagenkasten


Das Zusammensetzen des Wagenkastens ist nicht besonders schwer. Die Wandbleche haben Paßnasen, die eine genaue Positionierung ermöglichen. Der Innenboden ist ebenfalls mit entsprechenden Paßnasen versehen, damit er in den Aussparungen in den Wänden fixiert werden konnte. In die U-Profile der Seitenwände wurden feine Blechstreifen mit geätzen Niete eingelötet. Zur Vervollständigung mußten noch wenige Niete gedrückt werden, deren Position jeweils auf der Rückseite der Bleche geätzt ist. Die Türen wurden aus einem Trägerblech und einem dünnen geätzten Blech zusammen gelötet. Damit sie bewegt werden können, ist oben ein Messingröhrchen angelötet, unten werden sie auf der Laufschiene geführt.


Da es im Laufe der langen Dienstzeit der G Wagen Umbauten gab, sind auch beim Modell einzelne Bauteile alternativ vorhanden. So kann der Bausatz z.B. auch als Pufferwagen zusammengebaut werden, oder es gibt alternative Messinggußteile für die Lüftungsöffnung - mit Gitterstäben oder mit z-Blechprofilen. Zur Montage der Trittstufen, Griffstangen, Haken und sonstigen Kleinteilen am Wagenkasten befinden sich immer Körnungen an den entsprechenden Stellen.


Das Dach wurde an den Rändern mit Blechstreifen aufgedoppelt um die richtige Dimension zu haben. In der Epoche II / DRG besaßen die meisten württembergischen G Wagen noch Stoffbespannungen auf den Dächern, deshalb bekam der Wagen Nr. 478 einen Überzug mit der Tempo-Weißleim-Dispersion Methode. Das Dach ist nicht auf den Wagenkasten gelötet, sondern gesteckt und wurde bei der Endmontage mit zwei Stiften fixiert. Dadurch konnten auch diese Baugruppen nahezu ohne Abkleben lackiert werden.


Lackierung und Beschriftung


Die gelöteten Baugruppen sind mit feinem Aluminium Korund 110µ gestrahlt und mit Nitrolacken grundiert und lackiert. Nachdem die Beschriftung aufgebracht war, gab es noch eine Schicht Klarlack in Seidenglanz.


Die Beschriftung des G Wagens Nr.478 entspricht den Werksfotos von 1928. Ich habe mich bei meiner Beschriftung an diese Fotos und an die entsprechenden Vorschriften der DRG (siehe „Anschriften und Bezeichnungen von Güterwagen“ von Wolfgang Diener) gehalten. Auch hier fällt auf, daß es bei der Schmalspur immer wieder kleine Abweichungen von der Vorschrift gab.


Anhang


Wer jetzt Gefallen an dem Modell gefunden hat und dieses haben möchte, den muß ich enttäuschen. Ich habe keine Bausätze, die ich zum Kauf anbiete. Wenn einzelne Bauteile gewünscht werden, kann ich diese abgeben.


Um den Wagen zusammenzubauen, zu lackieren und zu beschriften, habe ich ca. 40 bis 50 Stunden benötigt. Dazu muß ich erläutern, daß ich sehr aufwendig an jedem Ätzteil die Kanten versäubere. Die Gußteile sind hochwertig und bedürfen keiner Nacharbeit, außer dem Versäubern des Angußes. Ein weiterer Grundsatz meiner Arbeitsweise ist, daß nach jedem Arbeitsgang das Bauteil von Lötresten und Flußmittelresten befreit und die Bleche und Gußteile mit dem Glasfaserstab und feinem Schmirgel bearbeitet werden.


Ich mache diese Angaben, um einen kleinen Einblick in den Messing-Modellbau zu geben. Dies soll interessierte Modellbahner nicht abschrecken, sondern zeigen, wie anhaltend der Bastelspaß bis zu einem fertigen hochwertigen Modell sein kann.