württembergische und badische Schmalspurmodelle in Spur 0e

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Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft

Nr. 22022 gedeckter Güterwagen

Waggonfabrik V.d. Zypen und Charlier, Köln 1901



AHA Bausätze sind bei den 0m und 0e Schmalspurbahnern seit Jahrzehnten eine bekannte Größe. Daß Axel Hartig auch verschiedene Regelspurwagen-Bausätze in seinem Programm hat ist weniger bekannt. Zwei dieser Regelspur-Bausätze sind auch bei mir als Schmalspurbahner auf der Wunschliste gestanden – die G Wagen, gebaut von der Waggonfabrik V.d. Zypen und Charlier, Köln 1901. Meine Aufmerksamkeit haben sie aus zwei Gründen auf sich gezogen:


- Erstens sind diese Wagen deutlich kleiner, wie die üblichen G 10 und G 20 Wagen von Lenz. Sie haben die Abmessungen der Länderbahnwagen mit 3,5 m Radstand und 7,70 bzw. 8,05 m LüP sowie 3,43 m Höhe. Diese Wagenmodelle sehen auf den Rollböcken oder Rollwagen der Schmalspur wesentlich harmonischer aus. Die moderneren G Wagen wirken teilweise sehr groß.


- Zweitens lieferte die Waggonfabrik nachweislich zwei G Wagen an die Württembergische Eisenbahn Gesellschaft (WEG). Da eine der WEG Nebenbahnstecken in meiner Heimatstadt Vaihingen a.d. Enz über viele Jahrzehnte in Betrieb war und ich diese von klein auf erlebte, waren die Wagen für mich ein „Muß“.


Leider sind von den WEG Wagen keine Originalfotos überliefert und ich weiß auch nicht, ob sie tatsächlich auf meiner Hausstrecke zum Einsatz kamen. Genau dies lässt dem kreativen Modellbahner die Möglichkeit offen, sich die Geschichte etwas zurecht zu biegen.


Hier möchte ich meinen G Wagen Nr. 22022 der WEG beschreiben. In einem weiteren Kapitel berichte ich vom Bau des Wagens Nr. 25894. Der eine Wagen ist ohne Bremse, der andere G Wagen ist Hand gebremst und hat ein Bremserhaus. Im Weiteren werde ich das fertige Modell mit Fotos zeigen und auf die Besonderheiten der AHA Bausätze und meine speziellen Änderungen eingehen.


Zu den AHA-Bausätzen:

Sowohl die Schmalspur, wie auch die Regelspur Bausätze sind Messing-Komplettbausätze. Die Blechteile sind geätzt bzw. gefräst, das Dach ist bereits gebogen. Dazu sind sämtliche Profile für den Unterboden und die Seitenwände in entsprechender Anzahl und fertiger Länge enthalten. Die Winkel und U-Profile für die Wände haben gedrückte Niete. Es gibt die Messinggußteile für die Radlager, Blattfedern mit Böcken und zur Komplettierung der Wände. Den Regelspurwagen liegen Federpuffer, Originalkupplungen und Speichenräder (0-scale) bei. Eine einfache Bauanleitung mit Plan rundet das Angebot ab. Eine Beschriftung wird nicht geliefert. Ebenso ist die komplette Nachbildung des Unterbodens und der Bremsanlage bei AHA nicht vorgesehen.


Änderungen/Ergänzungen bei meinen Modellen:

- Ich verwende grundsätzlich zwei Bodenplatten. Die eine wird in die Seitenwände eingelötet und nach der Lackierung mit Furnierstreifen belegt.

- Auf der zweiten Bodenplatte wird das komplette Fahrgestell mit Pufferbohlen und Bremsanlage aufgebaut und später mit dem Wagenkasten verschraubt. So können die Baugruppen separat lackiert werden.

- Ich versuche, soweit möglich, am Unterboden alle Zwischenträger nachzubilden. Ebenfalls wird, sofern beim Vorbild vorhanden, die gesamte Bremsanlage mit dem Gestängen nachgebildet

- AHA sieht bei seiner Konstruktion eine Dreipunktlagerung der Wagen vor. Ich verzichte darauf und löte die Radlagerbleche und Federn direkt an die Langträger. Die Federpakete bekommen zuvor eine Bohrung, damit eine kleine Druckfeder eingesetzt werden kann. Die Radlager stützen sich gegen die Feder ab und können sich in den Radlagerblechen bewegen. Zur Sicherung gegen herausfallen der Radlager wird unten quer ein Haltebügel eingesteckt. Somit habe ich gefederte Wagen.

- Das Dach wird bei mir nur geklemmt. Dazu werden an den Enden Blechsegmente in das Dach eingelötet, die gegen die Stirnwände klemmen. Falls Das Dach zu locker sitzt, wird durch die Stirnseiten und die Blechsegmente eine 0,5 mm Bohrung gesetzt und bei der Endmontage ein Microniet eingesetzt.

- Die Türen werden bei mir nicht aufgelötet, sondern beweglich ausgeführt. Als untere Laufschiene verwende ich 1,5 x1,5 mm U-Profil. An die Türen wird oben ein Ms-Röhrchen 0,9 x 1,3 mm angelötet, durch das der 0,8 mm Draht der oberen Aufhängung geführt wird.

- Die Wagen bekommen eine komplette Lackierung innen und außen, werden in Epoche II beschriftet und insgesamt mit einem Seidenmattlack endlackiert. Ich verwende für den kompletten Farbaufbau Nitro-Lacke.


Zunächst ein paar Bilder des Wagens bevor sie lackiert wurde.


Beim Blick von oben in das Wagen Innere ist gut der eingelötete Innenboden zu erkennen. Nach der Lackierung wird dieser mit Echtholz belegt. Die bewegliche Türe mit dem unteren U-Profil und dem an der Türe angelöteten Röhrchen ist geöffnet.


Das Dach von Innen gesehen. Der rings umlaufende Streifen dient dazu, daß die Dachkante dicker ist, wie nur mit dem einen gebogenen Blech. Die beiden Segmente sind die Klemmbleche, die das Dach im Gehäuse halten. Die kleinen Rechteckprofile parallel zu den Längskante dienen dazu, dass die Wagenwände beim fertig montierten Wagen nicht eingedrückt werden, wenn der Wagen seitlich angefasst wird.


Das Fenster der Tür ist mit einem feinen Gitter hinterlegt. Wenn man genau hinsieht ist zu erkennen, dass der Wagen leicht eingefedert ist und die Radlager leicht über den Haltebügeln schweben.


Zuletzt noch ein Blick von oben auf das Dach. Dieses ist zwischenzeitlich mit einem in der Dicke halbierten Tempo-Taschentuch (nur das echte!) mittels Weißleim-Dispersionsfarbe-Pril-Wasser-Gemisch bespannt. Die feine Struktur ist auf dem Foto nur leicht zu erkennen.


Die weiteren Bilder zeigen das lackierte Modell des WEG G-Wagens Nr. 22022.  Im Vergleich der Bilder ist gut zu erkennen, daß sich die Türen öffnen lassen. Um für die Fotos die Räder vorbildgerecht auf Schienen zu stellen, habe ich ein Stück Gleis mit Kesselbauer Schwellen verwendet. Diese kann man zwar längst nicht mehr kaufen, sehen im Vergleich zu den Lenz Schienen aber immer noch gut aus.


Die für die Länderbahn typischen Tritte als Aufstieg zu den Schlußscheibenhaltern und die über das Dach hinaus ragenden gebogenen Griffstangen geben dem Wagen ein markantes Aussehen. Beiden Fotos von der Seite des Wagens fällt auf, daß an den Langträgern die Niete der Radlagerbleche fehlen. Diese sind bei Axel Hartig nicht vorgegeben. Ich habe dieses Detail erst richtig gemerkt, als es schon zu spät und das Fahrgestell bereits gelötet war. Beim zweiten Wagen werde ich diese Niete nachgebildet


Durch die offenen Türen ist einen schöner Blick auf den Innenboden des Wagens möglich. Die Böden der G-Wagen werden von mir immer mit Nußbaum Furnierstreifen aus dem Schiffsmodellbau belegt, ebenso die Trittstufen, wenn es beim Vorbild Holztritte sind.


Noch ein paar Erklärungen zur Beschriftung. Ich bin in der glücklichen Lage und kann mir meine Beschriftungen selbst anfertigen. Dadurch können meine Modelle in die richtige Epoche versetzen werden und die Beheimatung der Fahrzeuge kann frei gewählt werden. Wie oben dargestellt, war der Wagen bei der Württembergischen Eisenbahn Gesellschaft auf der Strecke Vaihingen/Enz-Reichsbahnhof (damals) und Enzweihingen im Einsatz. In der damaligen Oberamtsstadt Vaihingen/Enz gab es einige Gewerbebetriebe, unter anderem mehrere Hautleim-Fabriken. Eine dieser Fabriken ist die von Fritz Häcker, Hautleim und Gelatine-Fabrik. Ich habe die Anschrift des Adressaten auf dem Schriftfeld entsprechend der damals gebräuchlichen Handschrift in Sütterlin erstellt. Als Vorlage für die Beschriftung des Wagens diente die Kopie eines originalen Beschriftungsplans der WEG. Auf diesem Plan (datiert Rastatt Juli 1910) sind die "Anschriften an bedeckten Güterwagen der Reihe Gm" exakt mit allen Angaben und Schriftgrößen angegeben. Was ich weg gelassen habe sind die Angaben zum Fassungsvermögen bei Militärtransporten von Männern und Pferden.


Nicht spektakulär ist der Unterboden des Wagens Nr.22022. Da dies ein ungebremster Wagen ist, ist der Unterboden auch ziemlich leer. Im Bausatz sind die Teile für eine Dreipunktlagerung enthalten, die ich nicht verwendet habe. Statt dessen habe ich die Zwischen- und Querträger nachgebildet. Gut zu erkennen sind auch die vier schrauben, mit denen das komplette Fahrgestell mit dem Wagenkasten verschraubt wird.


Zum Schluß noch ein Foto das zeigt, warum ich die beiden Bausätze gekauft und zusammen gebaut habe - der Regelspur G-Wagen auf einem Rollwagen der Mittelbadischen Eisenbahn Gesellschaft. Wie bekannt, bin ich eigentlich Schmalspurbahner. Da Rollböcke und Rollwagen die Verbindung zur Regelspur darstellen, müssen auch Regelspurwagen angeschafft werden. Das Foto läßt deutlich das harmonische Verhältnis von Rollwagen und Regelspurwagen erkennen. Ein G10 Wagen wäre ca. 30% größer und würde auf beiden Seiten weit über den Rollwagen hinaus ragen.