württembergische und badische Schmalspurmodelle in Spur 0e

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Deutsche Reichsbahn Gesellschaft, DRG

Elektrolokomotive E44 019

elektr. Teil Siemens-Schuckert-Werke, Berlin

mech. Teil Henschel & Sohn, Kassel, 1933



Wie bei vielen anderen Spurnullern, führte auch bei mir der Raimo/Biller-Bahn Bausatz der E44 seit vielen Jahren ein Schattendasein im Regal. Was wollte ich eigentlich mit diesem Bausatz?


Nacht stundenlangem blättern und lesen im EK-Buch "Die Baureihe E44" war klar, was ich wollte. Der Bausatz wird so weit überarbeitet, daß mit verhältnismäßigem Aufwand ein Modell entsteht, das neben hochwertigen Modellen nicht zu sehr als Einfachmodell wirkt. Es sollte aber nicht so weit gehen, daß alles was nicht stimmt oder nur einfach dargestellt ist, geändert oder ergänzt wird.


Die nächste Entscheidung galt der Epochenwahl. Das zum Bauen einfachere Modell ist die Version der Epoche 3. Dies sieht man oft auf Ausstellungen und könnte relativ zügig gebaut werden. Meine anderen Modelle baue ich nach dem Vorbild der Epoche 2 / DRG, also sollte auch die E44 diese Epoche abbilden.


Auf den Fotos von den noch nicht lackierten Bauteilen kann man sehr gut erkennen, welche Änderungen vorgenommen wurden. Neben zugekauften Messingteilen kamen Teile aus eigener Produktion oder speziell angefertigt Teile zur Anwendung.


Vor Beginn der Arbeiten wurde geklärt, in welchen Baugruppen das Modell lackiert und am Ende verschraubt werden soll:

-  Drehgestellblenden

-  Brückenrahmen mit bereits angelöteten Laternen

-  Kastenaufbau und die beiden Vorbauten

-  Dach mit Anbauteilen soweit sie dieselbe Farbe haben

-  Führerstandseinrichtungen und Rückwände der Führerstände


Um die einzelnen Baugruppen bei der Endmontage miteinander verschrauben zu können, wurden zusätzliche Platten und Versteifungen mit entsprechenden Bohrungen und Gewinde in die Baugruppen eingeklebt. Einige der angesetzten Messingteile sind im Rohbau nur eingesteckt und werden erst nach der Lackierung bei der Endmontage von innen eingeklebt.


Die ersten Bauteile, die einer Anpassung unterzogen wurden, waren die beiden Vorbauten. Zunächst mißfielen mir die sehr massiven Kunststoff- Ansetzteile des Bausatzes. Diese sollten alle mit maßstäblichen Messingteilen nachgebildet werden. Also wurden die vorhandenen Bohrungen verschlossen und verschliffen. Ebenso wurden die angegossenen Elektrodosen und aufgesetzten Laternen für untauglich empfunden und entfernt. Die neuen Elektrodosen sind kleine Messing-Drehteile. Die passenden Laternen nach DRG Vorbild kommen aus dem Fundus und wurden angepaßt. Die umlaufenden Handläufe mit ihren Griffstangenhaltern wurden neu angefertigt und richtig positioniert - nämlich über und nicht auf der Deckleiste.


Die angegossene Kühlschlange am vorderen Vorbau mußte natürlich auch ausgetauscht werden. Dazu habe ich ein überzähliges Seitenteil ausgefräst und mit einer Polystyrolplatte wieder ausgefüllt. Damit ist der freie Platz für ein feines Messinggußteil geschaffen.


Die Türen und Klappen an beiden Vorbauten bekamen Scharniere und Verschlüsse. Die Scharniere sind kleine Gußteile aus dem ehemaligen Dingler Programm. Die Verschlüsse habe ich aus 0,2 mm Messingblech geätzt, zweischichtig aufeinander gelötet und versäubert. Die zwei Klappen auf dem vorderen Vorbau wurden mit einem dünnen 0,2 mm Plättchen unterlegt. Dadurch entstand vorbildgerecht die umlaufende Schattennnut.


Ursprünglich sollte der Kunststoff Brückenrahmen des Bausatzes verwendet werden. Es zeigte sich jedoch, daß dieses Kunststoffteil sehr problematisch ist. Bedingt durch seine Größe und Ausformung neigt es dazu, sich zu verbiegen. Jetzt zeigte sich der Vorteil, daß mein Freund Peter Herrmann ebenfalls an diesem Bausatz arbeitete. Um eine dauerhafte Stabilität zu erreichen und für die Befestigung der Antriebe eine solide Basis zu haben fräste er die Teile des Brückenrahmens aus 1,5 mm Messingblech, die dann gelötet wurden.


Weiter geht es mit dem mittleren Kastenaufbau. An den Seitenwänden des Kastens werden lediglich die überdimensionierten Löcher der Griffstangenhalter verschlossen, die angespritzten Türgriffe entfernt und durch Bohrungen für die Messingteile ersetzt. An den beiden Frontseiten werden die angespritzten dritten Spitzenlichter entfernt und durch entsprechende Messingdrehteile ergänzt.


Jetzt kam der erste Höhepunkt: die Scheibenwischer. Dafür gab es bei den E44 Lokomotiven im Laufe der Betriebszeit viele Varianten. Mir gefällt die Bauform mit den Gestängen am Besten. Nur, die gibt es natürlich nicht zu kaufen. Also ist wieder einmal Eigenbau angesagt. Mit Geduld und Spucke, Messingstreifen, Messingdraht, Messinggußteilen und dem Lötkolben lassen sich die Teile herstellen - sie sehen einfach schön aus. Info zur Bauzeit: je Scheibenwischer eine knappe Stunde.


Was ich jetzt noch gemacht habe, ist nicht mit Fotos belegt. Ich habe neue Verglasungen hergestellt. Zum Bausatz gehören gegossene Verglasungen. Diese sind trübe und schaden später dem Gesamteindruck. Aus 2 mm Plexiglas wurden die Scheibeneinsätze neu gefräßt.


Widmen wir uns als nächstes den Drehgestellen. Diese bestehen aus zwei Baugruppen:

-  die Außenrahmen aus Kunststoff

-  die eigentlichen Antriebe.


Bei den Außenrahmen stellt sich wieder die Frage: wie weit gehe ich beim Nachrüsten. Hier könnte mit Messinggußteilen alles neu und perfekt gemacht werden. Sandkästen, Federn, Bremszylinder, Bremsgestänge und...und...und entsprechen ganz und gar nicht den Vorstellungen eines gehobenen Modells. Und wieder gilt der Leitgedanke: ich baue kein neues Modell, sondern möchte den Bausatz mit Verbesserungen passabel aussehen lassen.


Die Nachbildung der Sifaanlage ist an der falschen Stelle platziert und an beiden Drehgestellen nachgebildet. Diese wurde entfernt und nur an einem Drehgestell wieder angebracht. Mit kleinen Polystyrol-Profilen wird das abgetrennte Teil neu platziert und ergänzt. Bremsschläuche, Trittstufen, Schienenräumer, Federpuffer aus Messing und ein paar Sechskantimitate komplettieren die Fahrgestellrahmen.


Natürlich wäre es möglich gewesen, fertige Antriebe von Munz oder spur0hans zu kaufen. Wir haben uns jedoch für den Selbstbau entschieden. Jeweils zwei Faulhaber Getriebemotor 2020 S12 B je Drehgestell (also insgesamt 4 Motoren) sowie Kunststoffzahnräder (Azetatharz) und Kugellager von GHW bilden die Basis der Konstruktion. Mein Freund Peter hat die ersten Überlegungen zu den Antrieben weiterentwickelt und in seiner Werkstatt die entsprechenden Messing-Frästeile und –Drehteile hergestellt. Die Konstruktion ist so aufgebaut, daß die einzelnen Bauteile paßgenau verschraubt sind. Die Achsen sind kugelgelagert, aber nicht gefedert. Über die integrierten Pilzkontakte erfolgt die Stromaufnahme auf allen 8 Rädern.


Es folgte die nächste Herausforderung - die Gestaltung des Daches. Außer dem Grundformteil des Daches sollten wegen der schlechten Qualität keine weiteren Teile des Raimo/Biller Bausatzes verwendet werden. Es galt Vorbildfotos zu finden, auf denen die Dachbestückung erkennbar ist. Die Suche war aufschlußreich, wie so oft gibt es viele Varianten und nicht die eine richtige Lösung. Also mußte eine bestimmte Lokomotive als Vorbild festgelegt werden.


Was wäre eine E-Lok ohne Pantographen? Auch hier habe ich mir zunächst das Vorbild angeschaut. Die Sommerfeld-Pantographen sind nicht passend, da ich mein Modell im Auslieferungszustand der 30er Jahre nachbilden möchte. Im EK Buch zur E44 kann man auf den vielen Fotos sehen, daß es fast alles gibt: SBS 9, SBS 10, SBS 39, DBS 54. Zusätzlich gab es noch verschiedene Umbauvarianten. Im Netz fand ich dann die Pläne zum SBS 9 und SBS 10. Für meine DRG E44 entschied ich mich für den SBS 10.


Leider ist das Angebot für Spur 0 Pantographen sehr überschaubar. Krapp Spur0Modelle bietet einen 8-teiligen Messingteilesatz eines Pantographen für Altbau E-Loks an.


Ich bestellte diesen Bausatz im gehobenen Preissegment und war dann etwas enttäuscht. Die Messinggußteile entsprechen nicht dem, was die heutige Messinggußtechnik in der Lage ist zu leisten. Die Urmodelle/Formen sind wohl sehr in die Jahre gekommen und das Verwendete Metall ist sehr weich. Mit diesen Teilen konnte letztlich kein für mich befriedigendes Ergebnis hinsichtlich Qualität und Dauerhaftigkeit gebaut werden. Also habe ich die Pantographen mit viel Aufwand nachgearbeitet.


Die oberen und die unteren Rohrgestelle wurden aus 1mm Messingdraht und Messingröhrchen neu hergestellt. Die Gelenke und die Verbindungen wurden aus Messingprofilen gefräßt und gedreht. In den 1mm Draht habe ich mit der Laubsäge Längsschlitze eingesägt um die Gelenkteile dauerhaft dazwischen einzulöten. Die Isolierungen des Untergestells wurden ebenfalls modifiziert. Die angegossenen Gewindestifte sind nicht zu verwenden. Stattdessen habe ich Bohrungen gesetzt und M 1,2 Gewinde eingeschnitten. Allein der Schleifbügel blieb fast unverändert. Auf die Schleiffläche habe ich einen Bronzeblech-Streifen aufgelötet, der nach der Lackierung blank bleibt. Die zusätzlichen kleinen Federn zur vorbildgerechten Stabilisierung des Schleifbügels mußten zusätzlich erworben werden. Der zeitliche Aufwand um die beiden Pantographen zu überarbeiten betrug mehr als 20 Stunden.


Als nächste Aufgabe stand die Neukonstruktion der Einstiegsleitern an den Türen an. Da unsere Lokomotiven die R1 Bogen von Lenz durchfahren sollen, mußten kleine Kompromisse eingegangen werden. Die Anordnung der Halterungen entsprechen nicht alle dem Vorbild. Die Trittstufen wurden aus Messingblech geätzt und mit den Griffstangen verlötet. Über und unter den einzelnen Trittblechen sind jeweils kleine Ringe aus Ms-Rohr eingelötet. Dadurch erhalten die Stufen, trotz ihrer exponierten Lage, eine gute Stabilität.


Das Ende der Bauarbeit war nun abzusehen. Einen großen Aufwand bereitete noch die Inneneinrichtungen der Führerstände. Vorbildfotos dazu gibt es im Internet und in Büchern genügend. Auch hier sind die Varianten wieder zahllos. Da der Einblick in die Führerstände beim Modell nur sehr begrenz ist, konnten wir uns erlauben, die Einrichtung vereinfacht darzustellen. Die Führerstände selbst sind aus Kunststoffplatten entstanden. Zur Verfeinerung dienten verschiedene kleine Messingteilchen, die neu gefertigt oder aus vorhandenen Teilen umgebaut wurden, Instrumente und das Handrad zum schalten der Fahrstufen vervollständigen den Gesamteindruck.


Der letzte Schritt in der Rohbauphase war die Vorbereitung für alles „Elektrische“. Gesteuert wird die Lokomotive von einem ESU Loksound V4.0 Decoder. Auf Empfehlung eines Modellbahnfreundes ist der Lautsprecher Visaton BF 45 eingebaut. Etwas Aufwand verursachte dann noch die LED Beleuchtung. Die Loklaternen wurden von unten angebohrt. In diese Bohrungen wurden weiße Kunststoffröhrchen eingesteckt, auf die die smd Leuchtdioden aufgeklebt sind –  eine ziemliche Fummelei. Die vier Loklaternen bekamen Leuchtdioden mit weiß/rot Lichtwechsel, die Spitzenlichter und die Beleuchtung der Führerstände sind mit einfarbigen Leuchtdioden ausgestattet.


Die Lackierung und Beschriftung des Modells der Epoche II DRG stellt dann nochmals eine besondere Herausforderung dar. Weniger die Lackierung selbst, sondern die Frage des Farbtons und dann die vielen Zierstreifen .....! Da die Originalfarbe RAL 7018 nicht mehr hergestellt wird, habe ich mich für RAL 7015 entschieden. Ich finde, diese Farbe hat einen guten Kontrast zum Schwarz des Brückenrahmens und ist trotzdem nicht zu hell.


Die Zierstreifen stammen aus England. Fox transfers hat eine fast unüberschaubare Auswahl an Zierstreifen in allen Farben und Dimensionen. Das Bestellen ist unproblematisch, die Lieferung erfolgte innerhalb von drei Tagen.


Die Beschriftung mußte natürlich selbst entwickelt und angefertigt werden. Die Vorgaben der Beschriftungsnormung und die Fotos aus dem EK Buch waren dabei wieder eine große Hilfe. Es sollte ja eine Maschine nach dem Vorbild der 1930er Jahren werden. Vorgabe war natürlich die RBD Stuttgart und die Einsatzstelle Stuttgart Rosenstein. So war es dann fast selbstverständlich, daß ich die E44 019 auswählte, da zu dieser Maschine auch Fotos im EK Buch zu finden sind.


Vielleicht kann ich mit diesem Baubericht noch andere Modellbahner anregen, ihre Bausätze aus dem Regal zu holen. Die Fotos sollten dazu genügend Schub verleihen. Wer es nicht ganz so kompliziert haben möchte, der kann z.B. auf fertige Antriebe zurückgreifen oder eine grüne DB Lackierung wählen, dazu sind auch passende Beschriftungen dem Bausatz beigefügt.


Nachfolgend sind die Bezugsquellen und Bestellnummern von Bauteilen aufgelistet, die ich teilweise verwendet habe. Für manche Teile gibt es mehrere Lieferanten, da entscheidet dann das Aussehen und der Preis.


Schnellenkamp:

3035 Kühlschlange

3080 Türklinken

3216 Haubendrehverschlüsse (waren bei mir leider nicht lieferbar, deshalb Eigenanfertigung)

1402 Bremsschläuche

8129 Kugelkontakte/ schwarz / klein für Antriebe

2190 Dachhaken

2085 Loklaterne DRG

1201 Hülsenpuffer gefedert

?? Griffstangenhalter


Krapp:

F051 Schienenräumer (muß angepaßt werden)

F131 Dachisolatoren

F022 Bremsschläuche

F031 Scheibenwischer

F050 Laterne Altbau E-Lok

F161 Türgriffe

B129 Dachhaken

F090ff Pantograph

?? Griffstangenhalter


Addie:

BT-60150 Originalkupplung

BT-60170 Hülsenpuffer gefedert

BT-30236 Signalhalter gerade